Monat: Mai 2021

Salsa für die Kamera: Acht Jazzbands spielen in Rorschach Konzerte fürs Fernsehen

Am Wochenende gaben sich in einer Industriehalle in Rorschach Vertreterinnen und Vertreter der St.Galler Jazzszene die Klinke in die Hand. Acht Konzerte waren zu hören – allerdings nicht vor Publikum, sondern nur vor Kameras. Ab 22. August wird die Reihe «Jazzfenster St.Gallen» auf TVO ausgestrahlt.

Roger Berhalter, Tagblatt

«Bewegen dürft ihr euch, aber bitte nicht vor der Kamera. Und bitte schaltet euer Handy ab!» Stage Manager Rubel Vetsch gibt an diesem Sonntagabend letzte Anweisungen, dann geht es los. Sängerin Joana Elena und ihre vier Mitmusiker verwandeln die Industriehalle in Rorschach innert weniger Sekunden in einen Salsaclub. Beleuchtet von zahlreichen Scheinwerfern und gefilmt von mehreren Kameras.

Es ist das letzte von acht Konzerten des Projekts «Jazzfenster St.Gallen». Den ganzen Samstag und Sonntag geben sich an der Industriestrasse in Rorschach Vertreter der St.Galler Jazzszene die Klinke in die Hand. Acht Bands treten im Stundentakt auf und geben Fernsehinterviews.

Der St.Galler Verein Gambrinus Jazz plus hat die Konzertreihe organisiert und per Crowdfunding finanziert. An diesem Wochenende wird in Rorschach gedreht. Ab 22. August sind die rund dreiviertelstündigen Sendungen, die sich jeweils einer Band widmen, auf TVO zu sehen.

30 Personen sind im Einsatz – Musiker nicht mitgezählt

Bis diese Sendungen fertig sind, ist noch viel Arbeit nötig, denn das «Jazzfenster St.Gallen» ist eine regionale Grossproduktion. 35 Musikerinnen und Musiker sind beteiligt, dazu kommen noch einmal fast 30 Personen, welche die Produktion erst möglich machen: Kameraleute, Tontechniker, Fernsehproduzenten, Fotografen, Lichttechniker, Catering-Mitarbeiter und eine Visagistin, welche die Künstlerinnen und Künstler vor den Konzerten schminkt.

Zwischen den Auftritten wird konzentriert und emsig gearbeitet: Kabel werden verlegt, Mikrofone justiert, Instrumente positioniert, die Klangqualität optimiert. Die Musiker unterhalten sich drinnen im gedämpften Licht oder rauchen draussen in der Sonne. Fast herrscht so etwas wie Festivalatmosphäre.

Latin Jazz im Industrie-Ambiente: Das Joana Elena Latin Jazz Project.

Latin Jazz im Industrie-Ambiente: Das Joana Elena Latin Jazz Project. Bild: Benjamin Manser

Nur das Publikum fehlt weitgehend. Ein paar wenige Vereinsmitglieder und Sponsoren sind zu den Dreharbeiten zugelassen und dürfen die Live-Konzerte verfolgen. Sie tun dies in einer rauhen Industriehalle, aber doch in edlem Ambiente. Backstage stehen Lachssandwiches, Früchte und süsse Häppchen bereit, an der Bar wird Weisswein ausgeschenkt, neben Blumenvasen stehen Silbertabletts voller Erdbeeren.

«Wir wollen gute Gastgeber sein», sagt Andreas B. Müller, Präsident von Gambrinus Jazz plus. Er hat das Projekt zusammen mit seinen Vorstandskollegen auf die Beine gestellt und rotiert an diesem Wochenende unablässig, damit sich alle Beteiligten möglichst wohl fühlen. «Sehr, sehr cool ist es hier!», sagt ein junger Mann anerkennend, der eines der Konzerte gehört hat.

Von traditionellem Jazz bis zu poppigeren Stücken

Müller schwärmt von der Vielseitigkeit der Ostschweizer Jazzszene, die sich auch in den Konzerten an diesem Wochenende zeige. Das Trio Rosset Meyer Geiger zum Beispiel habe in der Industriehalle frei improvisiert, im Gegensatz dazu hätten etwa Peter Eigenmann und Carlo Schöb ein durchkomponiertes Set gespielt. Von traditionellem Jazz bis zu poppigeren Stücken sei vieles zu hören gewesen.

An diesem Sonntagabend klingt das «Jazzfenster» südamerikanisch, das Quintett um Sängerin Joana Elena bietet Latin Jazz vom Feinsten. Trompeter Amik Guerra stösst präzise Töne in die Luft, Pianist Aismar Simón Carrillo improvisiert über dem Bassfundament von David Mäder, während Perkussionist Keisel Jiménez dazu grinsend trommelt und Joana Elena auf Spanisch singt. Der Salsa-Groove fährt in die Beine und steigert die Vorfreude auf künftige Konzerte – wieder vor Publikum und nicht mehr nur vor Kameras.

Quelle: Tagblatt

«Wir starten eine musikalische Charmeoffensive»: Acht Ostschweizer Jazzformationen präsentieren sich im Fernsehen

Der St.Galler Jazzverein Gambrinus lanciert eine neue TV-Reihe und zeigt acht Ostschweizer Jazzformationen in ausführlichen Portraits. Gedreht wird Ende Mai in Rorschach, ausgestrahlt ab 22. August auf TVO.

Roger Berhalter, Tagblatt

Das Trio Rosset Meyer Geiger ist eine von acht Jazzbands, die im Fernsehen vorgestellt werden.
Das Trio Rosset Meyer Geiger ist eine von acht Jazzbands, die im Fernsehen vorgestellt werden. Bild: Mareycke Frehner (25. Februar 2016)

Keine Konzerte mehr, seit Dezember: Auch um die St.Galler Jazzszene ist es in der Pandemie still geworden. Seit Monaten hat der Verein Gambrinus Jazz plus keine Auftritte mehr organisiert. Doch hat der Vorstand des St.Galler Jazzvereins die konzertlose Zeit nicht untätig verstreichen lassen. «Wir starten jetzt eine musikalische Charmeoffensive», sagt Gambrinus-Präsident Andreas B. Müller zu seinem neusten Projekt, dem «Jazzfenster St.Gallen».

Drei vom fünfköpfigen Vorstand von Gambrinus Jazz Plus: Pino Buoro, Andreas B. Müller und Peter Hummel (von links).

Drei vom fünfköpfigen Vorstand von Gambrinus Jazz Plus: Pino Buoro, Andreas B. Müller und Peter Hummel (von links). Bild: Michel Canonica (St.Gallen, 27. September 2019)

Die Idee: Acht Ostschweizer Jazzformationen erhalten im Fernsehen eine grosse Plattform. Acht Wochen lang werden ab 22. August auf TVO dreiviertelstündige Portraits gezeigt: Die Jazzmusikerinnen und -musiker sind beim Live-Spielen zu sehen und zu hören, zudem gibt es Interviews und darüber hinaus Texte und Fotos, die allen zur Verfügung stehen, die sich vertiefter mit der Band auseinandersetzen möchten. Andreas B. Müller sagt:

«Wir wollen verdienten Jazzformationen eine Plattform geben, wie sie sonst nirgends geboten wird.»

Die TV-Portraits sollen gleichzeitig Momentaufnahme, Rückblick und Hommage sein. Sie sollen der regionalen Jazzszene zu mehr Öffentlichkeit und neuem Publikum verhelfen und sie wieder sichtbar machen in einer Zeit, in der sie von den Bühnen verschwunden sind.

34 Musikerinnen und Musiker beteiligt

Zum Zug kommen acht Ostschweizer Jazzbands mit insgesamt 34 Musikerinnen und Musikern. Zum Beispiel die Michael Neff Group um den gleichnamigen Ausserrhoder Trompeter, das Trio Rosset Meyer Geiger, die Nicole Durrer Band oder die Claude Diallo Group um den gleichnamigen St.Galler Pianisten. Jazz-Urgesteine wie Urs C. Eigenmann oder Peter Eigenmann sind ebenso vertreten wie jüngere Talente wie die Sängerin Joana Elena.

«Wir könnten das Projekt locker dreimal durchführen», sagt Andreas B. Müller mit Blick auf die vielen anderen Ostschweizer Jazzformationen, die ebenfalls ein TV-Portrait verdient hätten. Die Dreharbeiten zum «Jazzfenster St.Gallen» starten Ende Mai im Industriequartier von Rorschach.

Top-Techniker und ein SRF-Moderator sind an Bord

Dabei arbeite man mit Ton- und Videotechnikern zusammen, die zu den führenden Fachleuten für Livemusikproduktionen in der Schweiz gehören, sagt Andreas B. Müller. Konkret mit BBM Productions (Video), Tonkultur.ch aus St. Gallen (Ton) und Schein & Illusion aus Rebstein (Licht). Auch diese Firmen hatten in den vergangenen Monaten unter der Konzertpause zu leiden. Moderiert werden die Video-Interviews mit den Bands von Jodok Kobelt, der vielen noch als langjähriger SRF-Moderator bekannt sein dürfte.

Die Gesamtkosten des Projekts betragen rund 113000 Franken. 70 Prozent davon übernimmt der Kanton St.Gallen; das «Jazzfenster St.Gallen» ist eines jener so genannten Transformationsprojekte, die der Kanton während der Pandemie unterstützt. Die übrigen 30 Prozent übernimmt der Verein Gambrinus Jazz plus selber; er hat hierfür ein Crowdfunding gestartet, um möglichst viele private Unterstützerinnen und Unterstützer zu finden.

Quelle: Tagblatt