Carlo Schöb / Peter Eigenmann Quartett
Carlo Schöb und Peter Eigenmann mussten sich den Zugang zur Jazzwelt erkämpfen. Es dauerte auch Jahre, bis sie das erste gemeinsame Projekt starteten, auch ein bisschen aus einer Not heraus. Die musikalische Freundschaft hält dafür seit Jahrzehnten.
«Als mir mein Handorgellehrer ein Saxophon verkaufte, gab es in ganz St.Gallen keinen Lehrer, der mir hätte Unterricht geben können», erinnert sich Carlo Schöb. Peter Eigenmann wollte es nicht glauben, als man ihm in der Gitarrenstunde eröffnete: «Jetzt kannst du die wichtigsten drei Akkorde. Damit kannst du alles spielen.» Und wenn ich einen weiteren Akkord spielen wollte, sagte man mir: «Den brauchst du nicht.»
Normale Berufe konnten die beiden nicht begeistern. Der eine wurde zwar Lehrer, der andere kaufmännischer Angestellter, aber ihre Freiheit fanden sie in dem einen Nachmittag pro Woche, an dem sie dem Berufsalltag entfliehen und an die Jazzschule nach Bern fahren konnten.
Nach Lehr- und Wanderjahren in Skandinavien, den USA, in Bigbands und Clubformationen, kam’s zum ersten gemeinsamen Projekt. Eigenmann kommentiert das lakonisch: «1985 hatte man nicht viel Auswahl. St. Gallen ist nicht New York.» Gibt es ein Geheimnis für diese musikalische Freundschaft über Jahrzehnte? Peter Eigenmann verrät: «Es ist ja so, dass Carlo am Saxophon jeweils eine Note spielen kann, und ich an der Gitarre sechs gleichzeitig. Das führt sofort zur Standardsituation: Sax führt die Melodie, die Gitarre spielt Begleitakkorde. Und wir spielten damals im Duo. Auf die Dauer langweilig. Da hatte Carlo eine Superidee: ‹Komm, wir spielen beide nur Melodien und improvisieren sie ineinander›.»
Den beiden zuzuhören ist eine Zeitreise durch einige Jahrzehnte Jazz-Standards. Nur, was ist überhaupt ein «Standard»? Peter Eigenmann definiert: «Das sind Nummern, die oft aus Musicals oder Filmen stammen. Melodien, welche die Leute im Ohr haben. Es gibt auch reine Jazzmelodien, die Standards wurden. Aber die werden normalerweise als «Originals» bezeichnet». Carlo Schöb nimmt den Faden auf: «Es geht um den Groove und die Möglichkeit, über diese Melodien zu improvisieren. Mit Standards konnte man die Leute ins Konzert, in die Clubs locken. Mit Originals eher weniger.» Soviel sei verraten: Im Konzert des Carlo Schöb / Peter Eigenmann Quartett gibt’s sowohl Standards wie Originals.
Text: Jodok Kobelt
Peter Eigenmann – Gitarre
Carlo Schöb – Saxophon
Dominic Egli – Schlagzeug
Henning Gailing – Bass